Wie wird wilder Hopfen botanisch eingeordnet?
Wilder Hopfen ist die ungezüchtete Form des echten Hopfens und gehört zu den Hanfgewächsen, den Cannabaceae. Von den rund neun bis elf Gattungen dieser Pflanzenfamilie ist Hopfen neben Hanf die einzige, die in Mitteleuropa beheimatet ist und hier auch auf eine lange Kulturgeschichte zurückblicken kann.
Wilder Hopfen ist mit Rosen, Ulmen und Cannabis verwandt
Biologisch gehören die Cannabaceae zu der Ordnung der Rosales und sind damit – wie der Name schon vermuten lässt – mit Rosengewächsen verwandt, allerdings auch mit deren Unterordnung der Ulmacea, also Ulmengewächsen.
Hopfen wächst im Frühjahr sprunghaft
Der Name leitet sich von dem altdeutschen Wort „Hoppe“ ab. Franz Olbrich, Autor eines der wahrscheinlich detailreichsten Bücher über das Thema „Böhmens Hopfenanbau und Handel“ (1835) führt das Wort auf hoppe, also Hüpfen zurück. Damit sei das sprunghafte Wachstum der Pflanze im Laufe des Jahres beschrieben.
Das Gerücht der eingewanderten Pflanzen
Seit einigen Jahren wird vermehrt behauptet, die alten Völker Mesopotamiens und auch die Ägypter hätten bereits Hopfen gekannt und zum Brauen verwendet. Letztendlich sei dann der Hopfen über Umwege durch die Völkerwanderung nach Europa gekommen. Dabei scheint es sich aus drei Gründen um ein Gerücht zu handeln:
- Erstens sind weder bei den Ägyptern noch in den mesopotamischen Königreichen Vorschriften zur Bierherstellung mit erlaubten Hopfen gefunden worden, obwohl diese Völker sehr bürokratisch geführt wurden,
- zweitens wurden keinerlei Grabbeigaben von Hopfen gefunden, obwohl nahezu alles in den Gräbern mitgegeben wurde
- und drittens ist es sehr schwierig, sowohl von der benötigten Feuchte, als auch Sonnenintensität, Hopfen in den genannten Ländern anzubauen.
Die mythologische Bedeutung von Hopfen
Hopfen begünstigt den Haarwuchs, weshalb es zahlreiche Hopfenshampoos und -spülungen gibt. Bei den alten germansichen und keltischen Völkern sollte der Hopfen jedoch auch auf andere Weise helfen: Jungen Frauen und Mädchen, die längeres und kräftigeres Haar haben wollten, wurde empfohlen einige Haare im im Frühjahr neben einem Hopfenstock zu vergraben. Mit dem Wuchs des Hopfens sollten auch die sich noch auf dem Kopf befindlichen Haare wachsen.
Hopfen gilt noch heute als Fruchtbarkeitssymbol
Außerdem galt Hopfen insbesondere bei slawischen Völkern als Fruchtbarkeitssymbol, da er Jahr für Jahr neu ausschlug. Bei einigen Hochzeitsgesellschaften in Osteuropa und Finnland wird noch heute die Braut mit Hopfen und Geld überschüttet. Paradoxerweise hat Hopfen jedoch eine lustsenkende Wirkung, weshalb es auch von Mönchen angebaut wurde.
Der Hopfen und das Bier
Die frühzeitig genutzte beruhigende bis einschläfernde sowie die Libido unterdrückende Wirkung zeigt, dass die Geschichte des Hopfens durchaus von der Geschichte des Bieres getrennt werden kann. Ihre Geschichten sind jedoch auch unverkennbar verwoben.
Hopfen war billiger und machte das Bier länger haltbar
Dass in den kaiserlichen Urkunden der deutschen Länder vom 9. bis 13. Jahrhundert die Hopfengärten der Klöster zu ganzen Hofenäckern wurden, hat sicherlich mit der wachsenden Popularität des Bieres zu tun. Der Hopfen verdrängte Gruit, eine in den Niederlanden benutzte Kräutermischung, und auch Bilsenkraut, das vor allem rund um die tschechische Stadt Pilsen wuchs, langsam aber sicher als die populäre Bierwürze. Das lag vor allem daran, dass Hopfen billiger war und das Bier länger haltbar machte.
Germanen und Kelten brauten nicht mit Hopfen
Während die Kelten Hopfen nicht als Bierwürze kannten sondern auf Mörensamen und Bilsenkraut zurückgriffen, entwickelte sich ab dem 8. Jhd n. Chr. die Braukultur mit Hopfen in einigen Gebieten Mitteleuropas. Nach Skandinavien kam Hopfen als Bieringridenzie sogar erst im 14. Jhd. n. Chr.. Die Gelehrten und Druiden der alten Völker sahen Hopfen ausschließlich als Heilpflanze und Fruchtbarkeitssymbol.
Wo und wie wächst wilder Hopfen?
Wilder Hopfen wächst gerne in der Nähe von Fließgwässern, in Auen und an halbschattigen Hügeln von Talkesseln. Dort findet er seine benötigte hohe Luft- und Bodenfeuchtigkeit und im Idealfall auch stickstoffreichen Boden mit einem pH-Wert von 6,0-6,5. Er bildet einen Stock, der im Laufe des Jahres bis zu acht Meter hoch austreiben kann und dessen Triebe sich im Winter jedoch wieder komplett zurückziehen.
Hopfen wuchert punktuell, selten in die Breite
Hopfen ist eine robuste, rechtsdrehende Schlingplanze, die ganze Kleinflächen und Pflanzen zeitweise überwuchern kann: Sie schlängelt sich an Bäumen hoch, ziert Fassaden oder verwebt sich in andere Büsche. Dafür wuchert sie nicht in die Breite, wie es beispielsweise beim Bärlauch der Fall ist. Die männlichen Blüten wachsen in Rispen. Die zahlreichen weiblichen Blüten wachsen in hängenden, zapfenartigen Blütenständen. Für medizinische Verwendung eignet sich nur die weiblichen Zapfen. Ihre Erntezeit ist Juli – September.
Die geballte Wirkung: Lupilin und Hopfenmehl
Die knetmasseartige schwarze Substanz, die sich innerhalb der Weiblichen Zapfen befindet, wird Lupilin genannt und ist in dieser Zusammensetzung noch in keiner anderen Pflanze gefunden worden. Die Würze ist einmalig und kann durch keinen anderen Stoff ersetzt werden, was Hopfen für die Braukunst so wertvoll macht.
Hopfen verliert schnell seine Wirkstoffe und kann nicht lange gelagert werden
Ein weiterer Stoff liegt zwischen den Schuppen als Hopfenmehl und enthält ätherische Öle, die sich rasch verflüchtigen. Hopfen darf daher nicht lange gelagert werden, da er innerhalb eines Jahres fast die Hälfte an Inhaltsstoffen verliert.
Insegsamt sind die Haptbestandteile Bitterstoffe, Harzsubstanzen, Humulon, Lupulon, ätherisches Öl, Mineralstoffe, Flavonoide, 2-Methyl-3buten-2-ol und Xanthohumol.
Welche Wirkung hat Hopfen?
Hopfen hat zunächste eine antibakterielle Wirkung, weshalb es bis ins Mittelalter und darüber hinaus bei der äußerlichen Behandlung von Geschwüren und Hautverletzungen eingesetzt wurde.
Einige Quellen behaupten auch, dass verstorbene Fürsten der Carolinger auf mit Hopfendolden ausgestatteten Totenbetten gebettet wurden. Damit käme der Pflanze eine ähnliche Rolle wie dem antibakteriell wirkenden Weihrauch zu, der besonders in Gruften verräuchert wurde.
Zusätzlich ist Hopfen appetitanregend und verdauungsfördernd, hier verordnete zum Beispiel Paracelsus die Pflanze zur Heilung. Darüber hinaus wurde Hopfen innerlich sogar bei Blasenkatarrh mit Harnverhalt, zur Blutreinigung und zur Förderung der Menstruation eingesetzt.
Hopfen wirkt erst nach einigen Wochen beruhigend
Die beruhigende Wirkung ist ebenfalls lange bekannt: Der Weimarer Hofarzt Christoph Wilhelm Hufeland verordnete Hopfen als einer der ersten Schulmediziner als Nervenmittel im 18. Jahrhundert. Studien, die ausschließlich die Wirkung von Hopfen beinhalten, gibt es allerdings wenig – meistens wird Patienten eine Hopfen-Baldrian Mischung verabreicht.
Denn bei der Verwendung von Hopfen als sedatives Mittel ist die Wirkung erst nach einer längeren Zeit spürbar. Ähnlich wie bei anderen Hanfgewächsen enftaltet sich die Wirkung auf das Nervensystem erst nach mehrmaligem Einnehmen.
Bei Hopfen dauert dies in der Regel zwei bis vier Wochen.
Wie Hopfen sonst noch genutzt werden kann
Mit Hopfen lässt sich im Großen und Ganzen mehr anfangen, als nur Bier zu würzen. Aus den Stängeln und Lianen lassen sich ebenso wie aus dem klassischen Hanf feste Seile und Stricke machen.
Im Tee, gemeinsam mit Baldrian, grünem Hafer, Passionsblume oder Melisse hat er eine entspannende Wirkung, die sich, wie oben beschrieben, allerdings erst nach einigen Wochen einstellt. Wem das zu aufwändig ist, kann Hopfen ins Kopfkissen nähen oder spezielle Hopfenkopfkissen kaufen, die einen erholsamen Schlaf versprechen.
Die jungen Wurzeltriebe im Frühjahr können außerdem als Hopfenspargel verwendet werden – früher ein Nebenprodukt, heute eine Delikatesse.
Hopfen in der modernen Medizin
Außerdem wird Hopfen in der modernen Medizin bei ADHS zur Behandlung eingesetzt. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Verabreichung von Hopfenpräparaten die Hyperaktivität von Kindern senkt und die Aufmerksamkeit steigert.
Hopfenwirkstoffe werden im Zusammenhang mit Krebs, Alzheimer und Parkinson erforscht
Dem äußerst seltenen Stoff Xanthohumol, der nur in Hopfengattungen gefunden wurde, wird zugeschrieben in allen Stadien der Krebsenstehung Tumorzellen zu bekämpfen. Außerdem besagt eine Studie der chinesischen Universität Lanzhou, dass der Stoff Gehirnzellen schützt und Potenzial zur Behandlung von Alzheimer und Parkinson birgt. Alles in allem: Hopfen ist definitiv mehr als ein Kraut zum Bier würzen.