Bärlauch – Mythologie, Verwechslung und Heilwirkung

Woher kommt der Name Bärlauch?

Bereits in vorchristlicher Zeit beobachteten Jäger und Druiden, dass aus dem Winterschlaf erwachte Bären zielgerichtet auf Gebiete mit mild aber gewöhnungsbedürftig würzig riechenden Pflanzen zusteuerten. Nach deren Verzehr schien das Fell der Bären gesund, kraftvoll und glänzend und das Tier gestärkt für die Frühjahrsjagd. Die Stellen mit dieser als „Bärlauch“ bezeichneten Pflanze waren aber dann auch für Weidetiere tabu. Denn die Milch von mit Bärlauch gefütterten Nutztieren ist schlicht – ungenießbar.

Stärkend, aber nicht alltäglich

Daraus lässt sich die Faszination für das Gewächs erklären, dem viele positive und heilige Wirkungen zugesprochen wurden: Es ist stärkend und reinigend, aber nicht als banale Nutzpflanze geeignet. Zusätzlich gilt der Bär als furchteinflößend und gefährlich – in der Dämonenlehre ist er ein Symbol für Ungewissheit und Angst, schließlich ist das Tier groß genug, dass sich der Teufel dahinter verstecken könnte. Auf der anderen Seite kräftigt die Pflanze den Körper des Menschen aber auch und birgt viele nützliche Heilwirkungen. Kein Wunder also, dass die Verwendung des Krauts den Gelehrten und Druiden überlassen wurde.

 

 

Bär
Der Name Bärlauch hängt tatsächlich mit dem Raubtier zusammen

 

 

In der mystischen Landschaft Wales war Bärlauch eine der heiligsten Pflanzen
In der mystischen Landschaft Wales war Bärlauch eine der heiligsten Pflanzen

 

 

Bärlauch neben anderen Pflanzen
Teils versteckt sich Bärlauch unter anderen, ähnlich großen Pflanzen

 

 

Bachlauf
Bärlauch mag es Humusreich, halbschattig, feucht. Und ist vorwiegend in Süddeutschland zu finden

 

 

Bärlauch in der Mythologie

Der Bärlauch war vor allem bei Kelten und Germanen eine heilige Pflanze, wobei nahezu alle Laucharten diese Eigenschaft zugesprochen wurde. Von den Walisern wird berichtet, dass sie die Pflanze vor Schlachten verzehrten um sich zu stärken und sie eine Zeit lang bei einigen Stämmen im Wappen zu finden war.

Die kräftige und reinigende Wirkung, der im Frühjahr wachsenden Pflanze, machten sie aber auch zum idealen Mittel, um in den allgemeinen Kult der Geisteraustreibung nach dem Winter integriert zu werden. Teufel, Dämonen und Plagegeister würden durch die Pflanze fern gehalten. Damit wird ihr eine ähnliche Wirkung wie ihrem nahen Verwandten Knoblauch in südeuropäischen Ländern zugeschrieben.

Ernten bis zur Walpurgisnacht

In Teilen Mitteldeuschlands wurde bis heute noch das Ramschelfest gefeiert, bei dem am Sonntag vor Walpurgis in die Wälder ausgezogen wurde, um Bärlauch zu sammeln und sich mit den Blüten zu schmücken. Eine in der Walpurgisnacht gekoche und verzehrte Suppe hält böse Geister ebenfalls fern. Nach der Walpurgisnacht jedoch verschwindet die teufelaustreibende Wirkung. Das korreliert auch mit dem natürlichen Kreislauf der Pflanze: Ab Mai werden die Blätter knorrig und bisweilen hölzern und die enthaltenen Öle zersetzen sich bzw. trocknen aus. Außerdem hat die Blüte bis dahin viel Energie aus der Pflanze gezogen – der Preis der Fortpflanzung.

Was ist Bärlauch?

Bärlauch ist eine Pflanzenart aus der Lauchgattung, die wiederum zu einer Unterfamilie der Narzissen gehört. Sie wird etwa 20-30 cm hoch und blüht im April bis Mai weiß. Die Blätter sind bodenständig, wachsen also an keinem Strauch oder Zweig direkt aus der Erde heraus. Die Zwiebel ist schlank und länglich und die einzelnen weißen Blüten bilden eine lose Kugel. Verwendet werden können alle Pflanzenteile, einschließlich Stiele und Knospen.

Die besten Orte um Bärlauch zu ernten

Im Grunde ist Bärlauch ein robustes Wildkraut, das sich wucherartig und ungefragt gerne in Beckenlagen von Flüssen, feuchten Mulden und halbschattigen Sumpfgebieten ausbreitet. Der Boden sollte humus- und kalkreich, nicht aber zu sandig sein. Damit findet man die Pflanze meist in einheimischen Laub- und Mischwälder mit erkennbar dunklen Huminstoffen im Boden, an die Mineral- und Nährstoffe gebunden sind. Windstille Bereiche des Waldes sind für die Suche ebenfalls geeignet. Wer also Bärlauch sucht, sollte sich von Nadelwäldern, freien, der Erosion ausgesetzten Flächen und trockenen Südhängen fernhalten.

Verwechslung von Bärlauch und andere Hinweise

Der Bärlauch steht in Schleswig-Holstein und Bremen unter Naturschutz; generell ist das Vorkommen im Süden größer als im Norden Mitteleuropas. Das liegt unter anderem an der höheren Wahrscheinlichkeit in den ehemaligen Gletschergebieten der Eiszeiten auf sandigen Boden zu treffen. Hier sollte man vom Ernten in der Natur absehen und besser Bärlauch selber anpflanzen. Besonders vorsichtig sollte man aber bei möglichen Verwechslung mit anderen Pflanzen sein:

Der Geruchstest ist nicht sicher

Auch wenn der Geruch als eines der besonderen Merkmale der Planze gilt, auf einen Geruchstest sollte man sich nicht verlassen, um Bärlauch zu erkennen. Das Zerreiben von Bärlauchblättern zwischen den Fingern und generell viel Kontakt mit den Blättern lassen besonders die Fingerspitzen nach Bärlauch riechen und verfälschen den Geruch der zu prüfenden Pflanze. Dadurch kann schnell ein Maiglöckchen- oder Herbstzeitlosenblatt im Korb landen.

In vielen Büchern und Internetseiten findet man Beschreibungen, beispielsweise dass der Bärlauch entfernte, dunkle Längsadern und ein feines Netz von nach vorn gerichteten Seitenadern hat, während das Maiglöckchen an dichten, hellen Längsadern zu erkennen ist. Das ist botanisch richtig, nutzt aber in der Situation, in der man die Planze im Wald ohne Vergleich vor sich stehen sieht, reichlich wenig. Eindeutiger sind folgende Merkmale, um Bärlauch von Maiglöckchen und Herbstzeitlosen zu unterscheiden:

 

Unterschiede zwischen Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlosen

Bärlauch Maiglöckchen Herbstzeitlose
Bodenständige Blätter, die direkt aus der Erde wachsen Kurzer Strunk, von dem meist zwei Blätter abwachsen Ungestielt, Blätter bilden am Boden eine Art Kelch, aus dem mehrere Blätter erwachsen
Weiche Blätter, Mittelrippe kann bei frischem Bärlauch (ca. März) hörbar gebrochen werden Blätter sind fester, Mittelrippe biegt sich meist mit Blätter sind fester, Mittelrippe biegt sich meist mit
Blattunterseiten sind matt und stumpf gegenüber der Oberseite Blattunterseiten glänzen im Gegensatz zur Oberseite Beide Blattseiten sind ungefähr gleich matt
Blüten bilden eine lose Kugel Glockenartige Blüten hängen an einem länglichen Stängel Krokusartige, meist violette Blüten

Welche Heilwirkung hat Bärlauch?

Wie viele seiner Lauchgewächs Verwandten enthält Bärlauch ätherische Öle und Vitamine, die zur Entgiftung und Blutreinigung genutzt werden können. Zusätzlich wird die Verdauung gefördert und Bluthochdruck, sowie Cholesterinspiegel gesenkt. Ablagerungen in den Blutgefäßen werden weiterhin abgebaut, wodurch die Blutgefäße elastischer werden; so kann auch Arteriosklerose, also Aterienverhärtung oder -verkalkung, vorgebeugt werden. Durch eine verbesserte Blutzirkulation kann auch die Heilung der Haut, eine bessere Gedächtnisleistung oder Vermeidung von Schwindel gefördert werden. Selbst gegen Schlaganfall und Herzinfarkt soll das Kraut vorbeugen – aber auch dies wird den meisten Lauchgewächsen zugeschrieben.

Bestandteile und Wirkung von Bärlauch

Neben Vitamin C, den ätherischen Ölen Vinylsulfid und Merkaptan, sowie Mineralsalzen enthält Bärlauch – wie auch Knoblauch – Allicin. Allicin ist eigentlich zytotoxisch, also zelltötend, und in Reinstform hochgiftig und gefährlich. Es schützt die Planze vor Bodenparasiten und Pilzen. Da der Stoff im Körper nach dem Verzehr aber größtenteils sofort in ungiftige Stoffe weiter abgebaut wird, ist die Nahrungsaufnahme für den Menschen unproblematisch. Eine geringe antibakterielle Wirkung bleibt jedoch bestehen und die Moleküle durchdringen den gesamten Körper, da sie sich an Wasser anheften können.

Da durch Allicin auch der knoblauchartige, scharfe Geruch entsteht, und das Molekül sehr instabil ist, wurde bisher davon abgesehen, es als Antibiotikum flächendeckend zu verwenden. Allicin, das zur etwa gleichen Zeit entwickelt wurde wie Penecillin, konnte sich daher gegen den bakterientötenden Pilz in der Medizin nie durchsetzen. Geforscht wird heute weiterhin an einer möglichen Verwendung in der Krebsterapie und der ökologischen Landwirtschaft.

 

 

 

 

 

 

 

 

Allicin ist ein Hauptwirkstoff von B?rlauch und wird zur Zeit in der Medizin erforscht
Allicin ist ein Hauptwirkstoff von Bärlauch und wird zur Zeit in der Medizin erforscht

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