Butterblume bzw. Hahnenfuß – von der Hoffnung, eine Heilpfanze gefunden zu haben

Hahnenfuß (Ranunculus), oft auch einfach Butterblume genannt, ist eine in Europa weit verbreitete Pflanzengattung nach der eine ganze Kategorie benannt wurde: Die Hahnenfußgewächse. Diese Gruppe umfasst über 600 unterschiedliche Arten – u.a. den Eisenhut, die Sumpfdotterblume, das Lederblümchen oder das Buschwindröschen.

Alle haben Eines gemeinsam: Sie sind giftig, wurden aber lange in der Naturheilkunde noch genutzt. Das hängt auch mit einer mythologischen Aufladung zusammen, die bereits in der frühzeitlichen Geschichte der Menschheit begann.

 


Der Hahnenfuß ist für seine charakteristischen fünf Blütenblätter bekannt, und manche mag die Form der Laubblätter an einen Hahnenfuß erinnern. Wenn auch die Blütenblätter hier alle gelb sind, gibt es verschiedene Ausprägungen wie kriechender, scharfer oder knollenartiger Hahnenfuß, die alle unterschiedliche Biotope bevorzugen. Der lateinische Name (kleiner Frosch) bezieht sich wahrscheinlich auf den scharfen und kriechenden Hahnenfuß, der in der Nähe von Gewässern beheimatet ist.

Der Hahnenfuß wird oft auch Butterblume genannt
Charakteristisch für hahnenfuß sind die fünf Blütenblätter
Ranunculin ist ein natürlich vorkommender glykosidischer Stoff, der in Hahnenfußgewächsen zu finden ist. Es ist die Vorstufe des hautreizenden und giftigen Protoanemonins

Die Giftigkeit des Hahnenfuß – eine Verteidigungsstrategie

Das Alkaloid Ranunculin durchströmt die lebendende Pflanze in inaktiver Form, hat jedoch hier keine schädigende Wirkung.

Wird die Pflanze jedoch verletzt, beispielsweise durch Kauen oder Zerreißen, tritt ein Enzym namens Ranunculinase aus den speziellen Zellen aus, die normalerweise voneinander getrennt sind.

Diese Enzymreaktion spaltet das Ranunculin in seine Bestandteile auf, wobei das giftige Protoanemonin entsteht. Protoanemonin ist verantwortlich für die toxischen Eigenschaften des Hahnenfußes und kann Hautreizungen sowie Magen-Darm-Beschwerden verursachen.

Als Wiesen und Ackerpflanzen ist der giftige Hahnenfuß gefährlich für die Viehhaltung. Getrocknet werden die Giftstoffe jedoch ungefährlich

Kuh auf Weide

Hahnenfuß in der keltischen Volksmedizin

Eine Blume wie Licht und Schatten

In der Mythologie der Kelten und Germanen spielte der Hahnenfuß eine ambivalente Rolle:

Einerseits galt er als Symbol für Fruchtbarkeit und Wachstum, da er häufig in Verbindung mit Frühlings- und Fruchtbarkeitsritualen stand. Als eine Pflanze, die ab Ende April / Mitte Mai blüht symbolisiert sie die endgültige Überwindung des Winters. Die gelben Blüten wurden oft als Sonnensymbole interpretiert, die Licht und Leben verkörpern. Tatsächlich bedeutet der keltische Name Name der Pflanze ist Grian, was Sonne bedeutet, denn die Blüten schließen sich bei Dunkelheit und Regen

Andererseits wurde er auch mit dunklen Mächten assoziiert und galt als Zeichen für Tod und Vergänglichkeit. Denn die Giftigkeit der Pflanze nicht nur für Menschen sondern auch für Haus- und Nutztiere war ebenfalls bekannt.

Diese Verbindung kann aber auch auf weitere Faktoren zurückgeführt werden. Zum einen wuchs der Hahnenfuß häufig an feuchten Orten wie Sümpfen und Gräbern, was ihn mit dem Reich der Toten in Verbindung brachte. So lag es nahe zu glauben, dass der Hahnenfuß eine Verbindung zur Anderswelt habe, dem Reich der Toten und der Feen. In keltischen Legenden spielen Pflanzen oft die Rolle einen Übergang zwischen Leben und Tod zu markieren und denjenigen, die sie berühren, einen Blick in die Geisterwelt zu gewähren.

Hahnenfuß bei Sonnenuntergang
Bei Regen und bei Nacht schließen sich die Kelche des Hahnenfuß leicht
Druide mit Hahnenfuß
Auch bei Fruchtbarkeitsritualen konnte die Pflanze zum Einsatz kommen

 

Einer irischen Legende nach sind die Feen für die Entstehung der Butterblumen bzw. des Hahnenfuß verantwortlich.


Einst sah eine Gruppe von Feen einen Geizhals über ein Feld gehen, der einen großen Sack mit Gold trug. Sie baten ihn um ein Almosen, aber der Geizhals weigerte sich und ging weiter.

Bevor er einen Schritt tat, hatten die Feen den Sack mit einem Grashalm aufgeschnitten, und als er über das Feld ging, fielen die Münzen eine nach der anderen auf das Gras. Überall dort, wo die goldenen Münzen den Boden berührten, erschienen Butterblumen.

 


Marcellus Empiricus, selbst Gallier, schrieb im 5. Jhd. n.Chr. ein auf mündlicher Tradierung beruhendes Buch über keltische und gallische Medizin

Hahnenfuß in der historischen Medizin: Der Tradition verpflichtet

Mit dieser Spannung blieb der Hahnenfuß noch lange Teil der Volksmedizin und wurde gegen Gicht, Rheuma, als abführmittel oder auch wegen seiner leicht antibiotischen Wirkung zur Wundheilung eingesetzt. In seinem Werk aus dem 5. Jahrhundert De medicamentis liber erwähnt Marcellus Empiricus noch blutthagio (buttercup, Ranunculus sp.) als eine weit gebräuchliche Pflanze der Volksmedizin der Kelten und Gallier.

Die Gelehrten des Mittelalters sahen Hahnenfuß auch noch im Repertoire der medizinischen Kräuter, auch wenn immer wieder vor zu hohen Dosen gewarnt wurde wie z.B. von Leonard Fuchs oder Hieronimus Bock.

Mit dem Anbruch der modernen Medizin und Alternativen Behandlungen zu traditionellen Kräutern verschwand aber auch der Hahnenfuß aus der Medizin und wird heute nur noch in der Homöopathie eingesetzt.

Auch Leonard Fuchs empfahl noch im 16. Jahrhundert kleine Dosen zur äußeren und inneren Anwendung